CityVision: Glauben Sie, dass so etwas auch in Mönchengladbach möglich wäre?
Gülistan Yüksel: In einer immer stärker international vernetzten Welt können wir nur bestehen, wenn wir Vielfalt als Chance begreifen und als Stärke nutzen. Der Umgang mit den Flüchtlingen in unserer Stadt zeigt uns, dass die Mönchengladbacher Menschen in Not nicht alleine lassen. Das beweist ihre Weltoffenheit. Jedoch kann man Unzufriedenheiten und Missverständnisse niemals ausschließen. Deshalb müssen die Menschen hier wie dort noch stärker aufeinander zugehen, um sich kennenzulernen und um sich gegenseitig besser zu verstehen. Dieses Wissen wird den kruden Argumenten der „Pegida“ – wer oder was verbirgt sich eigentlich dahinter? – keinen Boden liefern. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Mönchengladbacher es nicht zulassen werden, dass Pegida Demonstranten hier Erfolg haben. Wir als SPD stehen fest an der Seite unserer Mönchengladbacher.
CityVision: Beteiligt sich Ihre Partei bereits an anderen Aktionen (z.B. NoDügida etc.)?
Gülistan Yüksel: Ja, das tun wir! Wir alle müssen uns beherzt, aber auch besonnen für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft einsetzen. Bei der Demonstration am 12. Januar 2015 waren viele SPD Mitglieder, Abgeordnete aus dem Bundestag und Landtag, sowie unser Mönchengladbacher Landtagsabgeordneter Hans-Willi Körfges dabei. Diese Demonstration – wie auch jene in Köln, Berlin und Leipzig – zeigt doch eines ganz deutlich: die demokratische Mitte in Deutschland will die Pegida Aktivitäten nicht. Auf der anderen Seite sehen wir als SPD auch die Gefahren der Radikalisierung junger Menschen; diese wollen wir bereits im Ansatz verhindern. Das politische Instrumentarium dafür ist ja vorhanden.
CityVision: Wie ist die Haltung zum Thema
Gülistan Yüksel: Das von den Pegida Organisatoren gemalte Schreckgespenst der Gefährdung unserer Werteordnung ist durchsichtig und wird sich nicht durchsetzen. Die große Mehrheit unserer Bevölkerung – ob mit oder ohne Migrationshintergrund, ob Christ oder Muslim usw. – steht fest auf dem Boden unseres Grundgesetzes. Der aktuell vorgelegte Bericht der Bertelsmann Stiftung hat dies klar belegt. Jedoch hat er auch aufgezeigt, dass diffuse Ängste in unserer Gesellschaft vorhanden sind. Diese Ängste und Vorurteile werden von den Pegida-Leuten für ihre Zwecke ausgenutzt. Statt Dialog und Verständnis zu fördern, setzen sie auf Konfrontation und Abgrenzung. Das kann in einer modernen Welt, in der wir heute leben, nicht akzeptiert werden. Deshalb setzen wir in der Stadt, im Land und Bund auf Bildung und Aufklärung. Aktuell haben Abgeordnete im Bundestag, die alle einen sogenannten Migrationshintergrund haben, einen Aufruf verfasst: „Für unser vielfältiges Deutschland – entschieden gegen Hass und Rassismus“. Er wurde am 15.01.2015 in der Presse veröffentlicht und ist unter diesem Link nachzulesen: http://www.guelistan-yueksel.de/2015/01/15/fuer-unser-vielfaeltiges-deutschland-entschieden-gegen-hass-und-rassismus.