Felix, warum willst du Oberbürgermeister werden?
Das ist keine Entscheidung, die man aus dem Bauch heraus trifft. Viele Menschen in der Stadt trauen mir zu, das Amt auszufüllen und das Beste für die Stadt zu erreichen. Auf diesem Vertrauen baue ich auf und habe Mitte letzten Jahres den Entschluss gefasst, zu kandidieren.
Ist man mit 31 Jahren zu jung für dieses Amt?
Ich denke, dass es das richtige Alter ist. Viele Menschen sagen mir, dass Sie gerade jemanden an der Spitze der Stadt sehen wollen, der nicht seit 40 Jahren in alten Seilschaften gefangen ist. Ich bringe frischen Wind und die Erfahrung mit, die ein Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens täglich lernt.
Oktober 2019 bist du mit 96,9 Prozent von der Mönchengladbacher SPD zum Kandidaten gewählt worden. Was war das für ein Gefühl?
Ich kann mich sehr gut an den Abend in den Boetzelen Höfen erinnern. 250 Menschen waren gekommen, um sich meine Vorstellungen einer Stadt der Zukunft anzuhören. Ich bin immer noch überwältigt von der großen Zustimmung, die ich seitdem erfahre. Wenn man merkt, dass man die Herzen und den Kopf der Menschen erreicht, wenn man Hoffnungen wecken kann, ist das die größte Auszeichnung für einen Politiker. Und es erfüllt mich auch mit Respekt vor dem Amt, denn die Hoffnungen und das Vertrauen der Menschen will ich jeden Tag zurückgeben.
Mehr als 170 Wahlkampftermine hast du – trotz Corona-Shutdown – in den vergangenen Monaten absolviert. Von deinen Gegenkandidaten hat man im Vergleich so gut wie nichts mitbekommen. Was ist deine Strategie?
Jeder kann seine Ideen und Forderungen in irgendwelche Flyer schreiben. Papier ist geduldig und gibt keine Widerworte. Für mich zählt der Dialog. Mir ist es wichtig, direkt im Kontakt mit jungen und älteren Menschen zu stehen, Unternehmen und Betriebe zu besuchen und über Herausforderungen zu sprechen. Initiativen und Vereine einzuladen, um zuhören, worauf es wirklich ankommt. Von Expert*innen zu lernen, welche Chancen wir für die Zukunft in Mönchengladbach aufgreifen können. Und über meine Kanäle wie Facebook und Instagram zu zeigen, was alles in Mönchengladbach geht und welche Kraft in dieser Stadt steckt. Wenn mich jemand anspricht und mir sagt, dass er mich wählt, weil er mit mir die Hoffnung auf ein besseres Morgen verbindet, dann berührt mich das schonganz schön. Ich habe so viel Zuspruch erhalten, dass ich wirklich glücklich sein kann.
Das klingt ja nach sehr viel Zustimmung. Es gibt doch sicher auch kritische Stimmen?
Über zwei Stunden in Wanlo auf dem Markt zu stehen und über die Folgen des Braunkohletagebaus zu sprechen, ist harte, aber wichtige Arbeit. Auch hier gilt: Die Menschen wollen über ihre Zukunft mitentscheiden. Und sie erwarten von keinem Politiker perfekte Antworten zu allen Fragen. Sie wollen ernst genommen und beteiligt werden. Das verspreche ich, und deswegen werde ich mindestens einmal im Jahr wieder nach Wanlo kommen, um über Fortschritte, neue Herausforderungen und Probleme zu diskutieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Niemand in dieser Stadt darf das Gefühl haben, dass der Oberbürgermeister oder die Stadt insgesamt sich nicht interessiert.
Der Wahlkampf verlangt also einiges ab. Wie geht dein privates Umfeld damit um?
Ich habe das riesige Glück, verständnisvolle Freunde und Familie und einen sehr geduldigen Partner zu haben. Auch wenn ich das nicht jeden Tag sagen oder schreiben kann, bin ich ihnen allen sehr dankbar für die Unterstützung der letzten Monate. Politiker sind keine Maschinen. Jeder hat mal gute und mal schlechte Tage. Erfolge und Niederlagen. Ich kann mit allen Wendungen des Lebens gut umgehen, weil ich nicht nur starke Nerven habe, sondern auch ganz gut entspannen kann. Beim Joggen durch die Parks dieser Stadt, beim Lesen von spannenden Romanen oder beim Treffen mit Freunden. Dann schaffe ich es sogar, mal ein paar Stunden nicht auf mein Handy zu schauen oder an den Kalender der nächsten Woche zu denken.
Man sagt den Mönchengladbachern nach, dass sie ihre Stadt immer etwas zu negativ darstellen. Stimmt das und warum ist das so?
Mönchengladbach ist eine Stadt mit vielen Herausforderungen. Die kennt jeder. Von Kinderarmut über marode Schulen, schlechten Straßen und fehlenden Radwegen bis zu hoher Arbeitslosigkeit und Müll auf der Straße. Manche vergessen darüber, wo unsere Potentiale und Chancen liegen: Dort, wo große Kaufhäuser schließen, machen Gründer*innen einen Laden auf. Nachbarschaften kümmern sich um ihr Umfeld und bewegen wahnsinnig viel. Engagierte Lehrer- und Erzieher*innen geben ihr Bestes, um Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen. In dieser Stadt steckt unglaublich viel Tatkraft, und ich werde der Oberbürgermeister sein, der mit Mut und Ideen diese Menschen mit aller Kraft unterstützt.
Was ist für dich das erste wichtige Thema nach der Wahl?
Wir müssen es schaffen, lokale Corona-Lockdowns zu verhindern und Mönchengladbach gut durch diese Krise zu bringen.
Felix Heinrichs
- 1989 im Elisabeth-Krankenhaus geboren
- 2008 Abitur am Math.-Nat.-Gymnasium
- 2012 Masterabschluss nach dem Studium der Geschichts- und Politikwissenschaften in Düsseldorf
- 2013 Geschäftsführer im Familienbetrieb (eine stationäre Pflegeeinrichtung)
- 2014 Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat der Stadt
- Mitglied in verschiedenen Vereinen aus den Bereichen Kultur, Soziales, Sport und Brauchtum
- Politisches Vorbild: Willy Brandt
- Lieblingszitat: Man kann niemanden überholen, wenn man in seine Fußstapfen tritt.
Dieser Artikel erschien zur Stichwahl 2020 in unserer Zeitung „Felix“ – Ausgabe September 2020.
Hier gibt es die gesamte Ausgabe der Zeitung als PDF-Dokument zum Herunterladen…